Insel der Elefanten

Insel der Elefanten

Diesseits und jenseits der Erinnerungen

Roman

Einführende Worte

Die Neuausgabe meines Romans ist im April 2023 erschienen.
Die Aufmachung ist neu. Neu auch der Untertitel "Diesseits und jenseits der Erinnerungen".
Der Inhalt ist gleich geblieben.

Themen stichwortartig
Historisch: Ungarn vor und nach 1945, Deutsches Reich in der NS-Zeit
Weitere Themenschwerpunkte: Familiengeschichte, Literatur, mediterrane Insel, Wunder der Natur, Wert des Wassers als Lebenselixier, Mysterien und Magie
UND natürlich das große Lebensthema Liebe, einerseits zwischen Sohn (Valentin) und seinem Vater, auf der anderen Seite zwischen den Hauptfiguren Ilona und Valentin... Glück, Unglück, Sehnsucht, Scheitern, Glück...

Eine Klarstellung vorneweg.
Um leibhaftige Elefanten geht es nicht. Der Titel ist eine Metapher, ein Gleichnis. Alles dreht sich um Erinnerungen, auch um den Wert und um die Bedeutung von Erinnerungen.

Zu meinem Roman erreichen mich seit der Erstpublikation immer wieder Fragen und Anmerkungen, die andere Leute vielleicht auch interessieren.
Und überhaupt - manche Themen sind im Buch nur angerissen, angedeutet.
Sie beschäftigen mich selber weiter.

In den nachfolgenden Beiträgen gehe ich auf Fragen, Anregungen, Kritik ein. Und füge manche neue Gedanken zum Roman "Insel der Elefanten" hinzu.

Nicht zuletzt greife ich einige der Themen in und aus diesem Buch in dem späteren Roman "Die Königin von Ägypten in Berlin" auf. Keine direkte Fortsetzung, aber beide Romane sind eng miteinander verbunden. Die "Königin" ist 2017 erschienen. Eine prächtige Sonderausgabe in begrenzter Auflage folgte 2019.


(Eintrag Nr. 1)

Elefanten

Elefanten stehen in dem Buch, das errät man beim Lesen schnell, als Metapher für Gedächtnis und Erinnerung.
Dass Gedächtnis und Erinnerung zugleich auch mit Zukunft zu tun haben (im Sinne des Philosophen Ernst Bloch, dessen Schüler ich als Student war), ist eine andere wesentliche Aussage des Romans - jenseits der tatsächlichen bzw. fiktiven Handlungsebenen.

Soll ein Künstler sein Werk erklären?
Nein, eigentlich nicht. Es geht gar nicht, will gar nicht sein. Der Autor kann aber den Blick verstärkt auf Fragen lenken, die ihm beim Schreiben wichtig waren bzw. nach wie vor nachdenkenswert und schön geblieben sind.

Was aber für Leserinnen und Leser bei der Lektüre beeindruckend sein wird oder war, entscheidet letztlich ihre eigene Fantasie.
(Eintrag Nr. 2)

Romanheldin Ilona Arany

Wer hat die Kapitel, die weibliche Ich-Perspektive, die von Ilona Arany erzählt wird, im Roman geschrieben?
Klar, natürlich habe ich den ganzen Roman selber geschrieben.
Ilona Arany ist, so wie sie im Roman vorkommt, eine fiktive Gestalt. Für die Dramaturgie habe ich als Begleiterin von Valentin (ungarisch Bálint) genau diese weibliche Figur, die Ungarn gut kennen muss, als gebürtige Ungarin benötigt. (Arany = Gold)

Der Romanheld Valentin (Bálint) sagt, jedoch erst nach einer langwierigen Entwicklung im Roman, dass die Frauengestalten in seinem Leben miteinander "verschmelzen" würden. So viel bzw. so wenig zu der fiktiven Ilona.
(siehe auch Kapitel 19: "Elefanten aus dem Paradies")

Marion Felsch, Soziologin und Psychotherapeutin, zu Ilona:
Der Aufbau des Romans ist ein gelungener. Der Perspektivenwechsel löst das manchmal Unerträgliche in Erträgliches auf. Nämlich wenn Ilona zu Wort kommt, kommt der Leser erst mal wieder zur Ruhe. Ein wenig fühlte ich mich manchmal getröstet durch die "normale" Sichtweise der Frau. Ilona bricht vieles auf, sie lässt einen nach einer gewissen Atemlosigkeit wieder atmen. Undurchdringliche Zweifel werden durch sie entwirrt. Alles ist hier leichter geschrieben, so wie eine Atempause zwischen dem oft Schweren von Bálint.
Ich bin überrascht, wie gut du dich in eine Frau verwandeln kannst in deiner Schreibe. Das gelingt nur großen Schriftstellern.

(Eintrag Nr. 3)

Ein Frauenbuch

"...Imre, der mich mit seinem Roman in eine ganz eigene Welt zwischen tausend und mancher Nacht und einem großen allumfassenden Selbstgeständnis des Protagonisten entführt hat. Ich denke, es ist mehr ein Frauenbuch als ein Männerbuch, obwohl der Autor ein Mann ist. Aber vielleicht liegt dort auch sein Reiz."

Autorin Regine Möbius
Sie stand viele Jahre lang, während ich Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) war, als Stellvertreterin an meiner Seite.
Zudem war sie Kunst und Kulturbeauftragte der ver.di

Was soll ich dazu sagen?
Vielleicht, dass mich die weibliche Hälfte meiner Seele ebenso beschäftigt wie die männliche Hälfte?
Falls man/frau von Hälften sprechen kann.
Wer weiß das schon?
(Eintrag Nr. 4)

Valentin

Eine oft gestellte Frage, ob der Romanheld Valentin mit mir, dem Autor, identisch sei. Der Roman beginnt aus der Perspektive von Valentin, als Ich-Erzähler.

Von einer Gleichstellung kann gar keine Rede sein. Ähnlichkeiten sind meist nach dem Prinzip "Dichtung und Wahrheit" gestrickt.
Ein Hauptthema des Romans ist die Beziehung zwischen einem Sohn und seinem Vater. Hierbei habe ich auf tatsächliche Erlebnisse zurückgegriffen. Entsprechend basieren einige Passagen auf Fakten, z. B. wenn der Roman über gemeinsame Zeiten von Valentin und seinem Vater in Ungarn erzählt.

Natürlich sagt Valentin auch an anderen Stellen vieles und erlebt Sachen, was ich auch denke oder erlebt habe. Schließlich ist Valentin wie ich Ungar.

Doch meine Weltsicht steht nicht selten im Widerspruch zu Valentins Ansichten und Verhalten. Meine Weltsicht bzw. ein Teil davon wird durch die Gesamtheit der Ereignisse zum Ausdruck gebracht.

Autoren verwenden oft autobiographisches Material in ihren Werken, mit dem sie spielen. Das ist durchaus auch bei mir der Fall.
Valentins "Suche" nach dem Vater ist sicherlich auch in meinem Leben ein großes Thema.
(Eintrag Nr. 5)

Die Sprache im Roman

"Ein beeindruckendes Buch, hochinteressant die Perspektiven-Wechsel, die Sprachen-Ebenen (ungarische im Gegensatz zu deutscher Etymologie - eine Fundgrube!)
und nicht zuletzt die autobiografischen Ansätze und Eröffnungen (berührend die Vater-Szenen!) ..."
Jürgen Jankofsky
Schriftsteller
ehemals Stellvertretender Vorsitzender
Bundesverband FBK


"Lebendige ungezügelte Sprache, die in einem einzigen Absatz von derb zu witzig zu zärtlich über philosophisch, mit einer kleinen Umleitung über spannende naturwissenschaftliche Erkenntnisse, zu poetischer Träumerei wechselt, oder umgekehrt, oder ganz anders. Manchmal atemberaubend, manchmal verzweifelt, oft inspirierend und dann auch wieder beruhigend und tröstend - als wenn man das große innere Chaos, das jeder tiefe Mensch kennt, tatsächlich ein bisschen in Worte fassen könnte.“
Christoph Hinz (Chinz)
Schriftsteller

Anmerkung IT: Das Spiel zwischen Sprachen und Mentalitäten fand ich tatsächlich sehr reizvoll. Es geht mir bis heute nicht anders.


(Eintrag Nr. 6)

Europäisches Buch

"Romane können vielerlei Qualitäten haben und eine davon ist, dass man spürt, dieses Buch musste geschrieben werden. Dass man spürt, für den Autor war es wichtig, vielleicht gar überlebenswichtig, diese Geschichte zu schreiben, und diese Kraft und Entschlossenheit teilt sich dem Leser mit. Er spürt Lebensenergie, Erzählenergie, den kraftvollen Schub des Lebens.
So ist es mir bis jetzt mit Deinen "Elefanten" gegangen. Und natürlich ist es autobiographisch grundiert. Und das ist alles sehr, sehr gut so. Ein Buch, das redet von der harten, schönen, gefährlichen Lebenssubstanz, die einen wegsprengen kann, die einen aber auch in wunderbare Höhen hinaufbringen kann.

Aber es ist, wie mir scheint, auch ein "europäisches" Buch, das von erzwungenen Lebensbewegungen in Europa spricht, von Entwurzelung und von einer großen, großen Heimatsuche. Sehr schön, wie die Sprachen hier dramaturgische und lebensprägende Relevanz erhalten, das Ungarische, das Deutsche."

Rainer Wochele
Schriftsteller
Verfasser zahlreicher großer Romane


Anmerkung IT: Ja, Schriftstellerfreunde, die mich seit langem gut kennen, sehen natürlich tiefere Zusammenhänge zwischen dem Roman und dem Lebensweg des Autors. Das Buch ist aber ein Roman, weitgehend fiktiv, mit autobiographischen Elementen.

Ein europäisches Buch?
Ich hoffe es sehr.
Auch im Sinne eines "transnationalen Schriftstellers" (Sigrid Löffler)

(Eintrag Nr. 7)

Die Macht der Erinnerung

Gut gefallen hat mir ein Artikel in der "Schwäbischen Zeitung" unter der Überschrift "Török erklärt die Macht der Erinnerung".
Zitiert wird auch der Satz:
"Erinnerung ist ein Vermögen, sogar aus alten Wunden neue Wunder geschehen zu lassen."
Das sagt Isis, die altägyptische Göttin und Welterzählerin. (Kapitel 19. Elefanten aus dem Paradies)
Sicher kein unbedeutender Satz im philosophischen Kontext des Romans.
Erinnerung und Zukunft. Erbschaft und Prinzip Hoffnung.

Der Artikel hier:
www.schwaebische.de/lokales/bad-waldsee/oberschwaben_artikel,-Toeroek-erklaert-die-Macht-der-Erinnerung-_arid,4128439.html
(Eintrag Nr. 8)

Insel

Um welche "mediterrane Insel" handelt es sich im Roman?
Der Titel des Romans ist ja mehr eine Metapher, so gesehen ist diese Insel Teil eines "magischen" Bildes.
(siehe auch Kapitel 17. Goldmensch)
Geschrieben habe ich etliche Teile des Romans tatsächlich auf einer Insel im Mittelmeer.
Für die Lektüre ist es jedoch unerheblich, genau diese Insel zu kennen, von der es in der griechischen Sagenwelt heißt, sie gehöre dem Sonnengott Helios.
Also Rhodos. Dort im Internationalen Haus für Schriftsteller und Übersetzer (International Writers' and Translators’ Center of Rhodes) habe ich einige Wochen schreibend verbracht und zudem viele Eindrücke für den Roman auf der Insel gesammelt.
(Eintrag Nr. 9)

Buddhist

"Sind Sie ein Buddhist?"
Wenn ich diese Frage beantworten könnte, wäre ich k/einer.

Nachtrag:
Die Frage bezog sich darauf, dass an verschiedenen Stellen des Romans von Gegensätzen / Paradoxa (mal wörtlich mal im Vergleich von Situationen) gesagt wird, das Gegensätzliche sei im Grunde "dasselbe".
Zum Beispiel in "11. Hund, Schwan und Frosch im Mondlicht":
"Ich habe gedacht, du würdest mich tiefer in deine damalige leidenschaftliche Schreibwelt einführen. Du hast mir jedoch eher erklärt, warum du kein Schriftsteller geworden bist."
"Ja, aber das ist doch dasselbe", antwortet der Vater dem Sohn Valentin.
Es gibt andere Beispiele für Paradoxien im Roman, insbesondere im Hinblick auf die Suche nach tiefen Werten / Wahrheiten.

Nachtrag 2:
"Die meisten religiösen Wahrheiten werden in Paradoxien ausgedrückt. Dies tut auch Zen. Was aber Zen unterscheidet, ist seine Offenheit, sein Umgehen mit diesen Dingen auf eine ganz natürliche Weise, als handle es sich um nichts, das unsere tägliche Erfahrung übersteigt."
"Offensichtlich gibt es eine Welt, in die menschliche Psychologie und der menschliche Begriff der Moral und des Guten nicht eindringen, in der Gott allein ruht und alle menschlichen Leidenschaften, Schmerzen und Torheiten betrachtet; und es ist das Mysterium aller Mysterien, dass diese Welt nicht jenseits jener Welt ist, in der wir Sterbliche, Tautropfen gleich, leben und sterben."
Beide Zitate aus:
Daisetz Teitaro Suzuki
"Leben aus Zen".

Zurück zu der Anfangsfrage:
Ich beschäftige mich seit jeher intensiv mit Mysterien. Auch in anderen Romanen.
Dafür muss ich jedoch nicht in einem Zen-Kloster leben.

Nachtrag 3: Seit 2018 lebe ich in Ewigkeit. Mein Wohnort, der Weiler im Allgäu, heißt tatsächlich Ewigkeit.
Ein Zufall. Zu-Fall.
Siehe auch Beitrag "Zufall".

Oder so - smile:
"If you think you understand quantum mechanics, you don't understand quantum mechanics."
Richard Feynman, US-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger.
(Eintrag Nr. 10)

Religionskritik

Das Buch übe unsachlich Religionskritik, meinte ein Leser.

Der Romanheld äußerst sich tatsächlich kritisch, gar überspitzt über Religionen, vor allem anfangs. Ob unsachlich, sei mal dahingestellt. Und er macht eine Entwicklung durch.
Ansichten eines Romanhelden und eines Autors sind nicht automatisch deckungsgleich.

Aber schon klar, ich will meine Ansichten nicht verstecken. (Sie sind der Gesamtheit des Romans zu entnehmen.)
Tiefe Überzeugung, tiefe Religiosität ist für mich "heilig". Was alles im Namen von Religionen geschieht, ist mitnichten heilig, sondern zu oft ein Verbrechen.
Das Unerklärbare der Schöpfung, dieser Zauber, diese Magie, das ist sowohl vom Standpunkt der modernen Physik als auch vom Standpunkt demütiger Religiosität gleichermaßen etwas Faszinierendes und sehr Wertvolles.
Die Sehnsucht des Romanhelden weist am Schluss in diese Richtung.
(Eintrag Nr. 11)

Isis

Die altägyptische Göttin Isis, die Welterzählerin, erscheint leibhaftig und kommuniziert mit dem Romanhelden.
Wie kann der studierte Physiker Valentin an diese Erscheinung, an Magie glauben?

Es geht nicht um Magie im "üblichen" Sinne, und Valentin verknüpft das Geheimnisvolle in der Physik (die nach wie vor schwer einzuordnenden "Erkenntnisse" der Quantenphysik) mit Magie und Mystik der Religionen.

Eine ("literarische") Deutung hatte lange vorher im Roman Ilona bereits formuliert.

"Das Universum eine einzige, großartige Metapher."
(Kapitel 17. Goldmensch)

Dieses Thema, die gelegentliche "Verwandtschaft" von physikalischer und religiöser Weltsicht, greift mein Roman in Arbeit, mit dem Arbeitstitel "Seelensee" wieder auf. Ilona und Valentin gestatte ich einen kleinen Auftritt im neuen Roman.
(Eintrag Nr. 12)

Zufall

Zu Zufälligkeiten im Roman zwei Anmerkungen.

"Es gibt keine Zufälle."
Die Worte meiner verstorbenen Freundin Erica Hännsler (Schauspielerin, einst Leiterin des "Theater Stok" in Zürich) begleiten mich seit Jahrzehnten.

"Wir werden sehen, dass wir den Zufall im quantenmechanischen Einzelprozess nach wie vor nicht erklären können ..."
Anton Zeilinger, "Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik" * (S. 221)
C.H. Beck, München, 2003

* Dazu ein bisschen mehr unter dem nachfolgenden Stichwort "Information"
(Eintrag Nr. 13)

Information

Meist will mein Roman unterhaltsam, spannend sein.
Er stellt auch gerne Fragen, mag zum Nachdenken anregen.
Was z. B. Information sei, damit beschäftigt sich der Roman (eigentlich der Subtext des Romans) an einigen Stellen eingehend.
Die Frage der Information (damit zusammenhängend: Zeit, Zufall, Möglichkeit etc.) interessiert mich seit langem.
In Vorarbeiten zum Roman habe ich u.a. viel von dem Physiker Anton Zeilinger gelesen.(siehe "Zufall").
Im Zusammenhang mit seinem Buch "Einsteins Schleier" notierte ich mir:

Information und Möglichkeit

Was ist eine Möglichkeit (Potentialität)?
Sie existiert, aber auch nicht. Relativ (in "unserer" Zeit) existiert sie noch nicht. Absolut ist jede Möglichkeit ewig vorhanden.
Möglichkeit könnte eine Neigung der Information sein. Eine "Neigung", die noch nicht "gefallen" ist. Noch nicht ins "Beobachtbare" gefallen ist. Noch nicht als Entscheidung gefallen ist.
Die Möglichkeit wäre also in einer "Sphäre" beheimatet, von der Anton Zeilinger sagt, dass es "sinnlos" sei (S. 216), danach zu fragen.

Aber "sinnlos" zu fragen ist und bleibt noch immer eine Möglichkeit. Denn das "Sinnlose" als Möglichkeit könnte durch unseren eingeschränkten Erkenntnishorizont allein (vor-)gegeben sein.
Seit jeher frage ich mich, wie kann es angehen, dass wir zwar sehen, der Erkenntnishorizont eines Menschen heute ist ein anderer als vor zwei Jahrtausenden, wir aber noch immer oft meinen, das menschliche Gehirn habe nun, gerade jetzt, den endgültigen Höhepunkt seiner Erkenntnisfähigkeit erreicht.
Die "Möglichkeiten" des Universums könnten unserem Erkenntnishorizont auch verborgen bleiben, weil wir die "richtigen" Fragen noch gar nicht stellen können.
Ein Mensch kann nicht nach den physikalischen Gesetzen fragen, warum die Erde sich um die Sonne dreht, solange er qua Wissensstand meint, die Sonne kreise um die Erde.
Wie können wir zum Beispiel fragen, welche Möglichkeiten (der Entscheidung) es geben könnte, wenn wir nicht einmal wissen, was Möglichkeit eigentlich ist. Was ist Möglichkeit im Universum der unendlichen Wechselwirkungen und was entscheidet, welche Möglichkeit wann und wo (in welchem Universum) sich manifestiert?
Information ist empfangbar. Aber stets nur auf "Anfrage". (Ausnahme: Gnade / schöpferische Intuition, als indirekte Formen der "Anfrage".) Doch Empfang, Empfängnis setzt Empfangsbereitschaft voraus. (evolutionäre Wechselwirkung!)
Wir scheinen zu wissen, dass der Information mehr Möglichkeiten innewohnen, als nur die "Weginformation" (Zeilinger) als Brücke zwischen A und B.

Wie schwer es dem Gehirn doch fällt, zu erkennen, dass es stest nur relativ "auf der Höhe der Zeit" sein kann. So "eingefleischt" ist diese Selbstverliebtheit des Gehirns, die jetzige Erkenntniszeit sei eine end-gültige.
Welche Wissenshöhen sind uns als zukünftige Möglichkeit gegeben?

Viel zu viel wissen wir (noch) nicht.
(Eintrag Nr. 14)

Schicksal

Gunst und Grauen des Schicksals sind manchmal (immer?) unauflöslich miteinander verwoben.
Eine alte Erkenntnis, die in der Antike in den Tragödien symbolisch verdeutlicht wurde.
(Wenn Valentin im Roman vom Chor spricht, meint er das.)
Neu in unserer Zeit ist "lediglich", dass wir so etwas wie Schicksal - außer als esoterischen Quark - oft nicht mehr akzeptieren wollen. Es gibt jedoch keine Gunst und keine Gnade zum Nulltarif. Heißt Schicksal also, dem Spiel der Naturgesetze (der Thermodynamik, der Entropie) gnadenlos ausgeliefert zu sein? Das ist ja die eigentlich wertvolle Frage in allen Weltreligionen, trotz ihrem Wust an Überholtem.

Antwort auf diese Frage können Ilona, Valentin, oder die Göttin Isis nicht geben.
Jedenfalls nicht in diesem Roman. Das wäre zu vermessen.
Doch enthält die mannigfaltige Schöpfung (Schicksal) eben auch die Möglichkeit der Gunst, der Gnade. Naturwissenschaftlich gesagt: Teil der Entropie ist die Negentropie. Das Chaos trägt den Keim (die Möglichkeit) der Geburt in sich.
Geburt von kosmischen Strukturen, von Galaxien, Sonnensystemen, Planeten, Lebewesen, Menschen.
Nur einseitig beharren, sich versteifen auf eine Gunst des Schicksals, das ist witzlos oder aberwitzig. Entstehung von Leben, Geburt ist immer ein GEBOREN WERDEN.

Wundervoll magische Gedichte einer kurdischen Lyrikerin habe ich, kurz vor Abschluss des Romans, übersetzt. Eines heißt "Geburt".
Der Gedichtband erschien in der deutschen Übersetzung zur Frankfurter Buchmesse 2010 im POP Verlag:
Arzu Alır, "Wenn Satan sich zum Rosenzweig beugt".
Arzu Alır = die Dichterin und Romanautorin Arzu Demir in Ankara.

Geburt

jeder von uns ein Adam
wären wir mit Worten geboren worden

oh Macht der Windstille
Abschiedhymnen des Veda

hatte Buddha ohne Schmerz
wie sonst den Weg gefunden

glaube daran du bist nicht unrein
Tochter der Eva

sei still

Zarathustras
Verbot übertretend
wie viele Tiere ich verspeist
und
in den Türmen des Todes
auf hungrige Vögel gewartet

Tod möge kommen ich gehe nicht mit

ich sollte mich daran erinnern
angesichts Mose
ans Leugnen
wie ich mich gereinigt habe
am Opferstein der Wissenden

ich sollte mich selbst 1ieben
wie ich Jesus 1iebte
nachdem die Nägel entfernt worden waren

und ich sollte neu geboren werden
im Körper der Welt
an mir Menschenkleider tragend



(Eintrag Nr. 15)

Sprache 2

"... dass ich kürzlich Deinen Roman gelesen habe und dass ich ihn sehr spannend und überaus interessant fand. Aber nicht nur Ungarn und seine Geschichte (sowie die Geschichte in der Geschichte) - auch Deine Sprache empfand ich erneut als etwas Besonderes, sowie Deine Kunst, sie geschickt zu transportieren: Sehr direkt oft, ironisch, auf den Punkt gebracht, dann aber wieder einfühlsam und weich, so dass man als Leser der Story nachläuft wie den "wandernden Elefanten im Streifen des Sonnenlichts" ...
Dieses Bild ist sehr, sehr schön. Großes Kompliment!"

Helene Luise Köppel
Schriftstellerin
Romane u.a.
"CARCASSONNE. Das Schicksalsrad", 2009
Die Affäre Calas, 2007
(Eintrag Nr. 16)

liebevoll

"Ein schönes Buch, sehr schlau, bissig, versoffen, philosophisch, historisch, träumerisch, poetisch, melancholisch und liebevoll."

Andreas Wilhelm
Schriftsteller
Begründer und Leiter des Monts égur Autorenforums
Hervorragend seine Romantrilogie:
Projekt: Babylon
Projekt: Sakkara
Projekt: Atlantis
(Eintrag Nr. 17)

kollektives Gedächtnis

Auszug aus der Rezension von Janette Bürkle:

Ein Schriftsteller wie Imre Török gehört zu den Personen, die sich verantwortlich fühlen, unseren Blick zu schärfen. Zu schärfen und zu sensibilisieren für unser kollektives Gedächtnis.
Sie halten Dinge fest, an die sich die nachfolgenden Generationen erinnern sollen oder wollen. Und sein Roman "Insel der Elefanten" ist ein kulturelles Gedächtnis geworden, mit sozusagen konservierten Erinnerungen.
(...)
Mit einem mächtigen Handstreich gelingt dem Autor Török das Bewahren von namhaften Schriftstellern, Freiheitshelden und Dichtern. Der Größte unter ihnen aus der Neuzeit ist sicherlich Imre Kertész, der Literaturnobelpreisträger von 2002. Sein "Kaddisch für ein ungeborenes Kind" ist auf Seite 132 verewigt. Mit seinem Zitat: "Die Welt besteht aus Scherben, die auseinanderfallen, sie ist ein dunkles, zusammenhangloses Chaos, allein vom Schreiben zusammengehalten." (Seite 131) steht er seinen Mitstreitern bedingungslos zur Seite.
Imre Török scheut sich nicht, alle die aufzuzählen, die nicht in Vergessenheit geraten sollen. Sei es Goethe, Schiller oder Hölderlin, Tabucchi, Esterházy, Petöfi, Jókai oder Kossuth. Um nur einige von ihnen zu nennen.

Fazit
Imre Török erbringt auf 399 Seiten den poetischen Beweis dafür, dass Wissensvermittlung, Philosophie und Phantasie auf gemeinsamen Flügeln durch Vergangenheit und Gegenwart gleiten können.

Die vollständige Rezension hier: www.nietzsche.twoday.net/stories/insel-der-elefanten

Nachtrag 2023: Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Erstausgabe des Romans.
(Eintrag Nr. 18)

Fortsetzung des Romans?

Oft wurde ich gefragt, ob mich die Themen in "Insel der Elefanten" weiter literarisch beschäftigen würden.
Ja, das taten und tun sie.
Geplant war von Anfang an eigentlich eine Trilogie.
In "Insel der Elefanten" wird bereits die Prinzessin Djavidan Hanum erwähnt. Die ungarische Gräfin May Török von Szendrö und spätere Gemahlin des Khediven von Ägypten hat 1930 in Berlin unter dem Namen Djavidan Hanum ihr Buch "Harem" veröffentlicht. Scharfzüngig und entlarvend beschreibt sie darin das Leben im Harem - aus eigener Lebenserfahrung ebenso wie auf Grundlage des intensiven und aufgeschlossenen Studiums orientalischer Wertevorstellungen.
In Berlin des Jahres 1943 trifft die Gräfin ihren Verwandten, den ungarischen Diplomaten, über dessen Leben ich im ersten Teil der Romantrilogie, in "Insel der Elefanten", ausführlich erzählt habe.

Von dieser hoch spannenden Begegnung, von Berlin, Ägypten und Istanbul, von Krieg, Widerstand gegen das NS-Regime, von Rettung, Liebe, Heimatsuche und von Nofretete handelt der neue Roman, an dem ich nach "Insel der Elefanten" gearbeitet habe.

Mai 2015:
Der zweite Teil der Roman-Trilogie ist in der Türkei erschienen, zunächst also nur auf Türkisch, unter dem Titel
"Haremden Berline. Cavidan
Verlag nota bene, Ankara
(Aus dem Harem nach Berlin. Djavidan)
Übersetzer: Mustafa Tüzel
Lektorat: Arzu Demir (Ankara)
Cover von Emir Roda Alır (Ankara)

Mai 2017:
Der zweite Teil der "Heimat-Trilogie" (wie ich diese Romane auch begreife) ist nun auch auf Deutsch erschienen.
"Die Königin von Ägypten in Berlin"
Pop Verlag, Ludwigsburg

Die "Königin" ist keine reine Fortsetzung von der "Insel" geworden. Doch es gibt viele interessante Zusammenhänge oder "Berührungspunkte". Man kann die Romane aber ganz unabhängig voneinander lesen.

Nacheinander, miteinander bereichert natürlich mehr. Die Reihenfolge spielt kaum eine Rolle.
(Eintrag Nr. 19)

Imre Török fasziniert mit poetischer Lesung

Überschrift der Kritik der Schwäbischen Zeitung über eine Lesung aus dem Roman.
Auszug aus der Kritik:

Imre Török versteht es dabei, mit poetischer Sprache und bannend lebendiger Vortragsweise die Zuhörer an seiner bewegten Schriftstellerwelt teilhaben zu lassen.
Und so ist sein Lesen "wie Kino im Kopf", man fühlt sich dabei am Strand mit der Geliebten und bei der Begegnung des Vaters mit einem bekannten Schriftsteller in Budapest.
Gerade hier stellt Török eine existentielle Kardinalfrage, wie sich Schönheit und die reale Welt als Kunst vereinbaren lassen.

(Eintrag Nr. 20)

Irrtümer

Irrtümer, Lebensirrtümer - auch davon handelt der Roman.
Die Augabe März 2012 von GEO enthält einen interessanten Artikel "Aus Fehlern lernen. Vom Wert falscher Entscheidungen".
Darin werden u.a. Fehlleistungen unseres Denkvermögens thematisiert, und es heißt dort zum Vergleich von Gehirn und Computer:

... dass sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Metapher für unser Denken durchgesetzt hat, die in fast jeder Hinsicht falsch ist: die Metapher vom Gehirn als einem Computer. Wir glauben Erinnerungen zu "speichern" und denken in Rechenvorgängen, wenn wir eine Situation "analysieren". Doch das menschliche Gehirn hat nichts mit dem Speichern von Informationen auf einem Mikrochip gemein. Unsere Erinnerungen werden ständig überformt, neu bewertet und einem sich verändernden Selbstbild angepasst. Die "Bilder" in unserem Kopf sind ein weiches Konstrukt aus Realität und Wunsch- (oder Alb-)traum. Und unsere Entscheidungen sind durchsetzt von Abkürzungen und Schätzungen, gesteuert von Emotionen. Trieben und Denkfaulheit.

In diesem Sinne spielt es in meinem Roman eine große Rolle, was die Protagonisten denken, fühlen, woran sie sich erinnern - und was sich auf dem Laptop des Romanhelden Valentin findet.
(Eintrag Nr. 21)

äußerst empfehlenswert

"Eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe! Äußerst empfehlenswert."

Peer Langenfeld, Schriftsteller
Sein Roman: Die Summe aller Schatten


(Eintrag Nr. 22)

Romantheorie

Romantheorie:
"Insel der Elefanten" will auf der einen, vordergründigen Ebene natürlich hauptsächlich gut und spannend unterhalten.
Und sozusagen im "Subtext", im angedeutet gedachten Text hinter den Geschichten und Geschehnissen, dort werden auch andere Themen behandelt.
So zum Beispiel die Beschäftigung mit der Romantheorie selbst.
Was kann ein Roman leisten? Welche Rolle spielt die Montagetechnik? Wie hängt das alles zusammen mit der Funktion unseres Gehirns?
Solche Fragen werden gelegentlich im Roman gestellt, z. B. von Valentin im Gespräch mit Ilona, und z.T werden sie auch beantwortet:
Kapitel 7. Das schöne Leben des Goldkäfers. Oder auch im Kapitel 11. Hund, Schwan, Frosch, Mondlicht.
Doch wie vermessen unser (mein?) Anspruch als Schriftsteller, was ein Roman alles leisten sollte oder könnte!
Wenn doch das Gehirn einer winzigen Mücke schon eine viel größere Komplexität aufweist, als was an Informationen auf der Festplatte eines Computers um die Jahrtausendwende hätte gespeichert werden können.

Aus der Mücke einen Elefanten machen?
(Eintrag Nr. 23)

Täglich lese ich...

2022 - Zuschrift einer Autorin, Organisatorin von Literaturveranstaltungen in Süddeutschland:

Täglich lese ich vor der Nachtruhe in Deinem Buch "Insel der Elefanten". Das Buch ist faszinierend, doch auf einen Rutsch ist es nicht zu lesen. Es ist zum Nachdenken. Es reflektiert Leben und auch Deines in einem gewissen Grad, was mich neugierig macht. Auf der ersten Seite habe ich anfangs notiert: Ein "trunkenes" Sinnieren über das Leben, die Liebe, in allen denkbaren Facetten und Denkansätzen.
Später notierte ich:
Eine Metamorphose der Gedanken, im Zeitenfluss der Ich-Mensch(en).
Ich spüre die Vergangenheit wie die Gegenwart, als Bruchstücke. Bei mir sind es Fäden des Lebens. Immer kommt erst das eine, dann das andere. Ich gehe einen Weg. Ich fließe und ich weiß, ich kann mich verlassen auf mein "Licht".
(Eintrag Nr. 24)


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